Büchenberg

 

Sensationsfund in Büchenberg

 

Jahrhunderte alte hölzerne Wasserleitung ausgegraben

 

Eichenzell/Büchenberg: Bei Tiefbauarbeiten für Abwassersammler und Känale zur Anbindung eines Neubaugebietes sind im Jubiläumsjahr der Büchenberger, hoch interessante jahrhundertealte Zeitzeugen sichtbar geworden.

Eine Siedlung auf dem Berg hat mit wachsender Bevölkerung seit je her ein Wasserverteilungsproblem. Die oberflächigen Quellen strömten in kleinen Rinnsalen durch das Dorf. Die Verschmutzung durch Mensch und Tier zwangen die Vorfahren die Quellen aus dem nahen Hang des Almus (494m) zu fassen und an günstiger Stellen oberhalb des Ortes in eine Brunnenkammern zu leiten. Diese bestanden aus großen Steinplatten mit einer regenwasserdichten Abdeckung und diente zu einer gewissen Bevorratung. Von hieraus wurde das Wasser über weite Wege zu den Brunnen (Wassertrögen) im Dorf verteilt. Die dazu nötige Herstellung und Anschaffung von Röhren aus Blei- ,Bronze oder Tonrohre stellte sich zu dieser Zeit für die Büchenberger aus Verfügbarkeits- und finanziellen Gründen sicherlich nicht.

 

Man nutzte vielmehr eine damals übliche Technik die aus der Zeit vor dem Mittelalter stammt und aus heimischem Holz herstellbar war. In einer Tiefe von knapp einem Meter unter dem Straßenniveau der Jakobusstraße liegen in einer Lehmschicht die noch sehr gut erhaltenen hölzernen Wasserrohre der jahrhundertealten Büchenberger Wasserversorgung. Die Wasserleitung ist von den Handwerkern unter den Dorfbewohnern einst selbst hergestellt worden. Diese Röhren wurden aus frischen heimischen Kieferbaumstämmen hergestellt. Um eine vorzeitige Austrocknung mit Rissbildung zu verhindern wurden diese komplett mit der Rinde verlegt. Außerdem bot die Rinde einen gewissen Schutz gegen die Bodenbakterien. Die Herstellung solcher Holzröhren erforderte viel handwerkliches Geschick, weiß der Hobbyhistoriker Michael Brähler zu berichten. Als Werkzeug gab es verschieden starke und verschieden lange Löffelbohrer zum Durchbohren der Holzstämme.

 

Da die geschmiedeten Werkzeuge nur etwa zwei Metern Länge hatten, musste der frische Holz-

 

stamm von beiden Seiten genau im Kern angebohrt werden. Man begann mit dem schmalsten Handbohrer und wechselte zu den breiteren über. Der Bohrvorgang musste jeweils nach wenigen Umdrehungen unterbrochen werden um die sich hinter dem Bohrer stauenden Spänen wieder herauszuziehen. Bei der Stammstärke von 18 bis 20 cm bestand die Kunst darin die Flucht einzuhalten, da Verwachsungen und Biegungen des Holzes die Arbeit erschwerten, das sich beide Bohrungen mittig treffen. Da sich die Röhrenbohraktion über einige Wochen erstreckte, wurden die bereits fertigen Röhren im Fließgewässer oder dem Dorfteich vor Austrocknung geschützt, gewässert. Die Verbindung der etwa 4 Meter langen Einzelröhren erfolgte mit einem geschmiedeten Eisenring, der in das Stirnholz der beide Rohrenden während der Verlegung eingeschlagen wurde. War eine Verbindung nicht ausreichend dicht so musste mit einem Pechanstrich nachgeholfen werden. Nach alten Gemeindeunterlagen ist um 1800  auch ein Büchenberger als Brunnenaufseher benannt worden. Er hatte für die Sauberkeit der Brunnentröge zu sorgen. Bevor 1910 eine neue Wasserleitung verlegt wurde schreibt das Fuldaer Kreisblatt am 18.April 1893:

 

„Die Wohlthaten einer geregelten Wasserversorgung findet immer mehr Beachtung. Die Gemeinde Büchenberg hoch am Berge gelegen, war bei länger anhaltender Trockenheit besonders schlimm daran. Nicht allein, dass die Qualität des Trink- und Tränkwassers zeitweise eine sehr zweifelhafte, mehr an Jauche als an Quellwasser erinnernte, war, auch die Menge des durch Holzröhren herbeigeleiteten Wassers war so gering, dass die Ausläufer meist bis Mitternacht von den Wasserholern belagert waren.

 

Noch bis 1910 waren diese Röhren und die Brunnen in Büchenberg in Betrieb. Dann wurden gusseiserne Rohre als Wasserleitung bis in die Häuser gelegt.

 

Wie alt die gefundenen Holzröhren in Büchenberg genau sind kann im Moment nur vermutet

 

werden. Die Herstellungszeit könnte zwischen 1400 bis 1800 gemutmaßt werden. Der gute

 

Zustand des ausgegrabenen Teilstückes lässt eine Datierung um 1600- 1800 wahrscheinlich sein.


 

Michael Brähler

 

 

 

 

 

 

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